Mittwoch, 13. Juli 2016

Migräne erkennen und behandeln

Anfallsartig auftretende Kopfschmerzen, pochend, stechend oder ziehend, oft nur halbseitig - so äußert sich Migräne. Meist begleiten den heftigen Kopfschmerz weitere Symptome wie Übelkeit, Licht- oder Geräuschempfindlichkeit. Frauen sind dreimal so oft betroffen wie Männer: Jede siebte Frau in Deutschland leidet zumindest gelegentlich an diesem Krankheitsbild. Am häufigsten tritt Migräne im Alter zwischen 25 und 45 Jahren auf, jedoch können auch schon Kinder daran erkranken. Von den Schulkindern sind nach einer aktuellen Studie sogar 10 bis 15 Prozent betroffen.

Bei manchen Menschen häufen sich die Attacken mit der Zeit so sehr, dass sie schließlich - bei einer chronischen Migräne - nahezu ohne Pause ineinander übergehen. Privat und beruflich wird die Krankheit zur Belastung, weil Betroffene an Migräne-Tagen komplett "ausfallen". Im schlimmsten Fall kann das die Karriere, Beziehung und Zukunftspläne kosten.

Ursache

Die Ursache von Migräne ist noch nicht restlos geklärt. Vermutlich erzeugt eine vorübergehend stärkere Durchblutung gewisser Gefäße im Gehirn für sich genommen bereits die Schmerzen, oder sie verursacht schmerzhafte kleine Entzündungen in den Gefäßwänden. Störungen der Neurotransmitter (Gewebshormone) können für die Durchblutungsschwankungen verantwortlich sein. Auch eine Überempfindlichkeit bei der Reizverarbeitung im Gehirn scheint eine Rolle zu spielen: Wenn die kritischen Situationen die Belastbarkeit übersteigen, kommt es zu einer Attacke. Höchstwahrscheinlich wird die Veranlagung zu Migräne vererbt.

Die Auslöser für Migräneanfälle (auch Trigger genannt) sind ganz unterschiedlich: Grelles Licht oder starker Lärm, aber auch Wettereinflüsse, Saunabesuche, hormonelle Schwankungen, Übermüdung oder Stress können Migräneanfälle fördern. Auch bestimmte Lebensmittel enthalten Reizstoffe - ungünstig wirken zum Beispiel oft Histamine, Konservierungsstoffe oder der Geschmacksverstärker Glutamat.

Symptome

Ein Migräneanfall kann sich bereits Tage vor der Kopfschmerzphase ankündigen. Vorzeichen der nahenden Attacke sind Stimmungsschwankungen, Nervosität, manchmal auch Euphorie, Appetitlosigkeit, Heißhunger oder ein gesteigertes Kälteempfinden. Bei 20 Prozent der Betroffenen tritt anschließend die sogenannte Auraphase mit Sehproblemen, Gesichtsfelddefekten, Sprachstörungen, Wahrnehmungsveränderungen oder sensiblen Störungen der Arme oder Beine auf. Diese Phase beginnt in der Regel weniger als eine Stunde vor den Kopfschmerzen. Die Dauer einer Attacke kann von wenigen Stunden bis zu drei Tagen variieren. Im Extremfall halten die Beschwerden auch länger als 72 Stunden an.

Diagnose


Die Kopfschmerzen sind häufig so schlimm, dass Betroffene an Migräne-Tagen komplett "ausfallen".
Sind es "nur" häufige Kopfschmerzen, oder ist es Migräne? Wer mehr als 15 Tage im Monat von Kopfschmerzen geplagt wird, leidet vermutlich unter chronischer Migräne. Für eine genaue Diagnose benötigt der Arzt nach der körperlichen Untersuchung eine detaillierte Beschreibung der Beschwerden, die bei der Schmerzattacke auftreten. Entscheidend sind Angaben wie Ort und Dauer der Kopfschmerzen, Abstand zwischen den Attacken und eventuelle Begleitsymptome. Kopfschmerz-Fragebogen und -Tagebuch erleichtern die Diagnose.

Therapie

Migräneattacken sind individuell sehr verschieden - ebenso die passenden Behandlungsmethoden. Fest steht: Ein Wundermittel, das die Kopfschmerzen von heute auf morgen auf Dauer beendet, gibt es nicht. Auch nicht das eine Ernährungskonzept, das bei allen Migränepatienten gleichermaßen gut anschlägt. Doch trägt generell eine Ernährungsumstellung in Kombination mit Änderungen des Lebensstils nachweislich zur Linderung der Migräne bei.

Insbesondere ist Vorsicht geboten bei "Triggern": Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern, histaminreichen Lebensmitteln - wie Erdbeeren, Zitrusfrüchten -, aber auch bei Schokolade, Rotwein, Salami, vielen Fertiggerichten und einigen Käsesorten. Daneben profitiert der gesamte Stoffwechsel von einer reduzierten Kohlenhydratzufuhr: also weniger Weißmehl und weniger Süßes!

Regelmäßiger Ausdauersport (Laufen, Schwimmen, Radfahren) sowie Entspannungsverfahren, zum Beispiel Autogenes Training, senken den Stresshormonspiegel und haben sich bei vielen Migränepatienten zur Vorbeugung bewährt. Einen Versuch wert ist zudem das Anwenden komplementärer Behandlungsformen wie Akupunktur oder Biofeedback-Verfahren.

Klassische Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (Aspirin), Paracetamol oder Ibuprofen können während eines Migräneanfalls helfen. Nach ärztlicher Verordnung kommen zudem spezifische Medikamente aus der Substanzgruppe der Triptane zum Einsatz.

Quelle: NDR.de

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