Unreif geerntet und im Ofen getrocknet: Grünkern
Morgens Müsli, mittags Pasta, abends Brot und nachmittags ein
Stückchen Kuchen: Produkte aus Getreide sind von unserem täglichen
Speiseplan nicht wegzudenken. Ob gemahlen, geschrotet oder auch als
ganzes Korn: Seit Jahrtausenden ist Getreide eines unserer wichtigsten
Nahrungsmittel. Anders als unsere Vorfahren können wir heute aus einer
Vielzahl unterschiedlicher Sorten wählen. NDR.de stellt die wichtigsten
Getreidesorten näher vor.
Weizen - ideal für Kuchen und Co.
Weizen ist eines der meist angebauten Getreide der Welt. Man
unterscheidet zwischen Hartweizen, aus dem vor allem Pasta hergestellt
wird, und Weichweizen, der meist zum Backen genutzt wird.
Ob Brot, Kuchen oder Kekse - in vielen Backwaren ist zumindest zum
Teil Weizenmehl enthalten. Weizenmehl enthält wie alle Mehlsorten viele
Kohlenhydrate. Diese liefern schnell Energie. Die weißen
Weizenmehlsorten enthalten jedoch nur wenige Nähr- und Ballaststoffe, da
diese mit dem Keim und den Randschichten des Korns beim Mahlen entfernt
werden. Dadurch geht das Brot gut auf und bekommt eine schöne, lockere
Konsistenz. Es enthält aber kaum noch Nährstoffe und sättigt schlechter.
Deshalb sollte man möglichst zu Vollkornmehl greifen, bei dem das ganze
Korn verarbeitet wird.
Grieß, Bulgur und Couscous - beliebte Weizenprodukte
Brei und Pudding sind beliebte Süßspeisen, die aus Grieß hergestellt werden.
Neben Mehl ist Grieß ein weiteres wichtiges Weizenprodukt, das
beim Mahlen des Getreides entsteht. Dabei handelt es sich um kleine,
sehr feine Teilstückchen des Korns. Aus Weißweizengrieß können
beispielsweise Brei und Pudding zubereitet werden, Hartweizengries ist
das Ausgangsprodukt für italienische Nudeln und für Couscous, der in der
nordafrikanischen Küche eine wichtige Rolle spielt. Zur Herstellung von
Bulgur, der vor allem in der Küche des Nahen Ostens beliebt ist, werden
dagegen die Hartweizenkörner geschrotet, gedämpft und wieder
getrocknet. Sowohl Couscous als auch Bulgur müssen nicht mehr gekocht
werden, sondern nur noch in heißem Wasser aufquellen.
Dinkel und Grünkern - ein Korn, zwei Reifegrade
Dinkel enthält deutlich mehr Mineralstoffe und Vitamine als Weizen.
Dinkel ist eine Urform des Weizens, die bereits in der
Jungsteinzeit in Europa angebaut wurde. Im 20. Jahrhundert geriet der
Dinkel gegenüber dem modernen Weizen jedoch ins Hintertreffen. Mit
Weizen ließen sich höhere und sicherere Erträge erzielen, zugleich ist
er auch leichter zu verarbeiten: Beim Dinkel sitzt der Spelz, also die
äußere holzige Hülle des Korns, sehr fest am Korn. Ihn zu entfernen ist
beim Dinkel deutlich aufwendiger als beim Weizen.
In den vergangenen Jahrzehnten erlebte der Dinkel eine Renaissance.
Ob Nudeln, Brot oder Kekse - besonders in Bioläden hat Dinkel dem Weizen
den Rang als beliebtestes Getreide bereits abgelaufen. Wegen seines
hohen Anteils an Klebereiweiß (Gluten) hat Dinkel sehr gute
Backeigenschaften. Beliebt ist er auch wegen seines leicht nussigen
Geschmacks und seines im Vergleich zum Weizen deutlich höheren Anteils
an Eiweiß und Mineralstoffen. Weiterer Vorteil: Menschen, die auf Weizen
allergisch reagieren, können teilweise problemlos Produkte mit Dinkel
essen.
Grünkern lässt sich gut verarbeiten zu Bratlingen oder Klößen und ist eine leckere Grundlage für Suppen oder Aufläufe.
Eine Sonderform des Dinkels ist Grünkern. Dabei handelt es sich
um das unreif geerntete Korn. Um die noch saftigen Körner lagerfähig zu
machen, müssen sie gedarrt werden - das bedeutet, sie werden in einem
Ofen getrocknet. Damit der Grünkern seinen typischen leicht rauchigen
Geschmack erhält, werden die Öfen mit Buchen- oder Eichenholz befeuert.
Die Tradition, einen Teil der Dinkelernte zu Grünkern zu verarbeiten,
stammt vermutlich aus dem 16. oder 17. Jahrhundert, als die Menschen
nach Missernten und starken Regenfällen versuchten, auf diese Weise
einen Teil ihrer Ernte zu retten. Grünkern wird heute gern zu
Bratlingen, Klößchen und Suppen verarbeitet oder einfach als Beilage zu
Gemüse gereicht. Zum Backen ist er nicht geeignet.
Roggen - Korn für kräftige Brotsorten
Die langen, dichten Ähren mit den langen Grannen sind das Markenzeichen des Roggen.
Roggen ist vor allem als Brotgetreide bekannt. Brot aus
Roggenmehl ist dunkler, dichter und kompakter als Weizenbrot und hält
sich länger. Roggenbrot wird meist mit Sauerteig hergestellt, was ihm
einen aromatischen und kräftigen Geschmack verleiht. Eine typische
Roggenspezialität ist Pumpernickel. Das sehr dunkle und feste Brot ist
besonders lange haltbar. Zu Flocken verarbeitet, eignet sich Roggen
außerdem für Müsli oder Brei.
Roggen wird aber nicht nur zum Backen verwendet, sondern auch zum
Brennen von Schnäpsen wie Wodka oder Korn. Neben Weizen ist Roggen die
Getreidesorte, die am häufigsten zu Hochprozentigem weiterverarbeitet
wird.
Gerste - unverzichtbar zum Bier brauen
Eines der wichtigsten Gerstenprodukte ist Malz.
Gerste gehört zu den ältesten Getreidesorten der Menschheit.
Bis ins 16. Jahrhundert hinein war das sehr anpassungsfähige und
anspruchslose Korn das wichtigste Getreide in unseren Breiten. Später
wurde die Gerste vom Weizen als Brotgetreide zunehmend verdrängt, da
dieser wesentlich besser zum Backen geeignet ist. Heute wird Gerste vor
allem als Malz zur Herstellung von Bier und Whisky verwendet. Hierzu
werden Gerstenkörner so lange eingeweicht, bis sie keimen. Danach werden
sie getrocknet und schließlich geschrotet.
Graupen - Vom Kriegsessen zur Delikatesse
Geschälte und geschliffene Gerstenkörner sind als Graupen ein nahrhafter Bestandteil von Suppen und Eintöpfen.
Gerste ist außerdem in Breien und Müslimischungen zu finden. In
Form von Graupen ist die Gerste auch Bestandteil vieler traditioneller
Gerichte wie Grütze oder Suppe. Hierzu werden die Gerstenkörner
geschält, geschliffen und poliert. Durch das Schälen sind sie besonders
gut bekömmlich, haben aber auch einen relativ geringen Nährwert. Graupen
aus ganzen Körnern bezeichnet man als Rollgerste, Graupen aus
geschnittenen Körnern als Perlgraupen oder Perlgerste. Waren Graupen
lange Zeit als Kriegsessen verschmäht, erfreuen sie sich heute wieder
wachsender Beliebtheit, etwa als Graupenrisotto oder als süßes Dessert
mit Früchten.
Hafer - das Müsligetreide
Hafer ist zwar als Mehl nur bedingt zum Brotbacken geeignet. Mit Haferflocken lassen sich aber sehr gut Kekse backen.
Hafer ist in Form von Flocken eine wichtige Grundlage vieler
Müslimischungen und Breie. Zur Herstellung von Haferflocken werden die
Körner zunächst gedämpft und dann gewalzt. Werden die Haferkerne vor dem
Walzen in Stücke geschnitten, entstehen feinblättrige Flocken, aus
ganzen Kernen großblättrige Flocken.
Zum Brotbacken ist Hafer nur bedingt geeignet - er enthält nur
geringe Mengen des Klebereiweißes Gluten. Hafermehl muss daher mit
anderen Mehlsorten gemischt werden.
Hirse - Basis für etliche Speisen
Ob Aufläufe, Bratlinge oder Eintöpfe - Hirse ist in der Küche äußerst vielseitig einsetzbar.
Hirse ist eine der ältesten Getreidesorten Asiens und Europas.
In Afrika und Teilen Asiens ist sie bis heute Hauptnahrungsmittel
geblieben. In Suppe oder als Brei, als Basis für Aufläufe, Bratlinge
oder Risotto - Hirse ist äußerst vielseitig verwendbar. Zugleich
enthält sie ausgesprochen viele Nährstoffe, darunter Fluor - wichtig für
die Zähne - , Silizium - gut für Haut, Haar und Nägel - sowie Eisen.
Damit das pflanzliche Eisen vom Körper auch aufgenommen werden kann,
sollte es allerdings zusammen mit Vitamin C-reichem Gemüse oder Obst
gegessen werden.
Hirse enthält kein Kleberweißweiß (Gluten) und ist daher zum Backen
wenig geeignet. Diese Eigenschaft macht sie zugleich interessant für
Menschen mit einer Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie).
Amaranth, Buchweizen, Quinoa: Die Pseudogetreide
Amaranth ist beliebt in Müslimischungen und Schokoriegeln.
Amaranth, Buchweizen und Quinoa sind sogenannte Pseudogetreide,
also Körnerpflanzen, die botanisch zu einer anderen Pflanzenart zählen,
aber ähnlich wie Getreide verwendet werden. Weil sie kein Klebereiweiß
Gluten enthalten, sind diese Sorten vor allem für Menschen mit
Gluten-Unverträglichkeit interessant.
Buchweizen - Star der osteuropäischen Küche
Buchweizen ist heute noch weit verbreitet in der russischen und
polnischen Küche. Er ist sehr anspruchslos und wächst auch auf kargen
Böden. Deswegen war er früher auch in den norddeutschen Moorgebieten ein
Hauptnahrungsmittel. Buchweizenmehl kann gut zum Backen von Fladen und
Pfannkuchen verwendet werden. Auch Kuchen und Brot aus Buchweizenmehl
schmecken gut. Wegen des fehlenden Glutens muss es hierzu aber mit
anderen Mehlsorten gemischt werden.
Spezialitäten aus Südamerika: Amaranth und Quinoa
Amaranth stammt ursprünglich aus Südamerika. Müsli, Kekse und
Schokoriegel mit Amaranth sind mittlerweile in fast allen Reformhäusern
und Bioläden zu finden. Verwendet werden dabei die Samen der Pflanze.
Auch zu Aufläufen und Bratlingen lassen sich die Amaranth-Samen
verarbeiten. Im zugedeckten Topf erhitzt, lässt sich aus den Samen zudem
eine Art Popcorn herstellen. Amaranth enthält kein Gluten, aber viel
Eiweiß sowie Eisen und ungesättigte Fettsäuren.
Die Samen des Quinoa sind etwas größer als die des Amaranth.
Ähnlich Nährstoff- und eiweißreich wie Amaranth ist das
ebenfalls aus Südamerika stammende Quinoa. Die Samen sind etwas größer
als die des Amaranth und können wie Reis als Beilage gereicht werden.
Sie eignen sich auch als Hauptbestandteil von Aufläufen, Süßspeisen und
Breien.
Kamut - die neue, alte Weizensorte
Viele Bio-Bäcker haben mittlerweile Brot aus Kamut im Angebot. Es ist besonders lange haltbar.
Kamut ist eigentlich keine Bezeichnung für eine Getreidesorte,
sondern ein eingetragenes Warenzeichen beziehungsweise ein Produktname.
Dahinter verbirgt sich eine bestimmte Weizensorte, der Khorasan-Weizen:
Er soll einer sehr alten, einst im Bereich des Vorderen Orients und in
Ägypten angebauten alten Weizensorte ähneln.
Das einzelne Korn ist etwa doppelt so groß wie das normale Weizenkorn
und enthält besonders viel Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe. Kamut
eignet sich sehr gut zum Backen. Das fertige Brot hält sich lange
frisch. Auf dem deutschen Markt wird Kamut ausschließlich aus Bio-Anbau
angeboten.
Emmer und Einkorn: Die Urgetreide kehren zurück
Bereits die Römer schätzten das Einkorn. Im Mittelalter geriet es allmählich in Vergessenheit.
Auf ihrem Weg zurück in Küchen und Backstuben befinden sich die
beiden alten Getreidesorten Emmer und Einkorn, die gern auch als
"Steinzeit-Weizen" oder "Urgetreide" bezeichnet werden. Immer mehr
Bio-Landwirte setzen auf die beiden robusten und anspruchslosen Sorten,
die auch auf Böden wachsen, auf denen Weizen nicht mehr gedeiht. Ein
weiterer Vorteil liegt im Geschmack: Emmer und Einkorn schmecken leicht
nussig und sind sehr aromatisch.
In der Antike geschätzt, im Mittelalter vergessen
Urgetreide wie der Schwarze Emmer sind nicht so
ertragreich wie Weizen. Das macht sie für die moderne Landwirtschaft
unattraktiv.
Bereits in der Antike kultivierten die Römer Emmer und Einkorn.
Im Mittelalter wurden die beiden Sorten jedoch zunehmend vom Dinkel
verdrängt und gerieten schließlich fast völlig in Vergessenheit.
Beide Sorten können zu Nudeln und Backwaren verarbeitet werden.
Allerdings lässt sich vor allem Emmer nur schwer zu Brot verbacken, da
er einen relativ geringen Anteil des Klebereiweißes Gluten aufweist.
Quelle: NDR.de
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