Mittwoch, 13. Juli 2016

Fettstoffwechselstörungen erkennen und behandeln


Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämien) sind heimtückisch: Erhöhte Cholesterin- oder Triglyceridwerte im Blut verursachen lange Zeit keinerlei Beschwerden. Aktuellen Studien zufolge haben 55 bis 60 Prozent der Erwachsenen in Deutschland zu viel Cholesterin im Blut, rund 15 Prozent erhöhte Triglyceridwerte. Doch fast die Hälfte der Betroffenen weiß nichts von ihrer Krankheit - erkannt wird sie häufig erst, wenn sie weit fortgeschritten ist und die schlimmen Spätfolgen auftreten: etwa Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Ursache

Fette (Lipide) sind lebenswichtig. Triglyceride und Cholesterin sind die bedeutendsten Fette im Blut. Die Triglyceride sind als Energielieferanten unverzichtbar. Sie sind Hauptbestandteil vieler fetthaltiger Lebensmittel - der Körper kann sie aus Kohlenhydraten aber auch selbst herstellen. Sind sie überreichlich vorhanden, werden sie im Fettgewebe abgespeichert. Cholesterin wiederum ist ein Grundbaustein für unsere Zellmembranen und für wichtige Hormone, etwa die Geschlechtshormone und das Kortisol. Allgemein nimmt der Cholesterinspiegel mit dem Alter zu.

Zu hohe Blutfettwerte mit Essen heilen

Familienvater Norbert C. hat zu hohe Trigylcerid-Werte - und ein Problem: Er ist als Selbstständiger dauernd unterwegs. Schafft er es, Alltagsstress und gesunde Ernährung zu vereinbaren? 
Damit die nicht wasserlöslichen Fette mit dem Blut dorthin gelangen können, wo der Körper sie benötigt, koppeln sie sich an bestimmte Eiweiße (Proteine). Es entstehen Fett-Eiweiß-Verbindungen (Lipoproteine). Enthält das Blut zu viele Lipoproteine, können sich dadurch die Wände der Blutgefäße entzünden. An den Entzündungsstellen bildet sich dann ein Überzug (Plaque), der zunehmend die Gefäße verengt. Teile dieser klumpigen Plaque können mitunter abreißen - und dann kleinere Gefäße verstopfen. Die mögliche Folge: Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Liegt eine Fettstoffwechselstörung vor, dann sind entweder die Cholesterinwerte erhöht (Hypercholesterinämie) oder der Triglyceridspiegel (Hypertriglyceridämie). Sind sowohl die Cholesterin- als auch die Triglycerinwerte erhöht, spricht man von einer gemischten Hyperlipidämie.
Die Fettstoffwechselstörung beruht oft auf einem erblichen Stoffwechseldefekt, die Krankheit tritt nicht selten familiär gehäuft auf. Allerdings hat der Lebensstil einen starken Einfluss: vor allem zu einseitige Ernährungsweise, Bewegungsmangel oder Übergewicht. Fettstoffwechselstörungen zählen zu den typischen Zivilisationskrankheiten unserer Zeit.

Symptome

Erhöhte Blutfettwerte verursachen keine Beschwerden, sie werden daher meist nur zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Als Folge der Fettstoffwechselstörung können jedoch Gefäßverengungen auftreten, verbunden mit Brustenge bei körperlicher oder seelischer Belastung (Angina pectoris), Herzinfarkt oder Schlaganfall. Mögliche Zeichen sind auch gelbliche Knötchen an Augenlidern, Achillessehnen, Ellenbogen oder Knien (Xanthome), krampfartige Beinschmerzen bei längerem Gehen (Schaufensterkrankheit) oder Entzündungen der Bauchspeicheldrüse.

Diagnose

Die Diagnose ist recht einfach: Der Arzt nimmt Blut ab und bestimmt dabei Gesamtcholesterin, HDL- und LDL-Cholesterin und Triglyceride. Zu beachten ist allerdings, dass die Blutfettwerte starken tageszeitlichen Schwankungen unterliegen. Wichtig ist, die Blutabnahme nüchtern durchzuführen - also vor dem Frühstück und dem Morgenkaffee.
Im Blutserum sollten weniger als 180 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) Triglyceride nachweisbar sein, besser noch unter 150 mg/dl. Beim Gesamtcholesterin gelten Werte bis 200 mg/dl noch als in Ordnung. LDL-Werte sollten bei gesunden Menschen unter 150 mg/dl liegen - falls Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Übergewicht hinzukommen, ist aber ein Wert von höchstens 100 mg/dl anzustreben. HDL-Werte sollten bei Frauen nicht unter 45 mg/dl liegen, bei Männern nicht unter 40 mg/dl.

Cholesterin, HDL, LDL - was ist das?

Mediziner unterscheiden Fett-Eiweiß-Verbindungen mit sehr geringer Dichte (Very Low Density Lipoprotein - VLDL), mit geringer Dichte (Low Density Lipoprotein - LDL) und mit hoher Dichte (High Density Lipoprotein - HDL). Im Blut finden sich vor allem LDL- und HDL-Cholesterin.
LDL-Cholesterin wird für die Gefäßverkalkung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich gemacht, man nennt es umgangssprachlich "schlechtes Cholesterin". Der HDL-Wert kennzeichnet die Menge Cholesterin, die aus den Geweben aufgenommen und zurück zur Leber transportiert wird - also das "unschädliche" Cholesterin.
Der Arzt wird zudem weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen abklären: Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes mellitus, Rauchen und familiäre Vorbelastung. Zudem muss er Krankheiten ausschließen, die Auslöser einer Fettstoffwechselstörung sein könnten. Dazu zählen Erkrankungen der Leber, Nieren, Schilddrüse oder Bauchspeicheldrüse.

Therapie

Es liegt auf der Hand, dass sich Fettstoffwechselerkrankungen besonders gut ernährungsmedizinisch behandeln lassen. Der Schlüssel zum Erfolg sind dabei "gute" Fette: Das sind die (am besten mehrfach) ungesättigten Fettsäuren, wie sie etwa in Nüssen, fettem Fisch (Hering, Lachs oder Makrele), Raps- und Leinöl stecken. Tierische Fette - etwa Wurst, Butter, Sahne - sollten stark reduziert werden. Da der Körper überschüssige Kohlenhydrate zu Triglyceriden verstoffwechselt, sollten Betroffene hier ebenfalls aufpassen: Vorsicht also bei Kuchen, Snacks, Fertiggerichten - und auch bei Erfrischungsgetränken und Alkohol. Günstig auf den Fettstoffwechsel wirkt dagegen grüner Tee oder mal ein Fruchtshake mit einer Prise Muskat oder Zimt.

Sinnvoll ist zudem Bewegung: Wer Kalorien verbrennt, senkt ebenfalls seinen Blutfettspiegel - und jedes Kilo näher am Idealgewicht entlastet den gesamten Organismus.

Quelle: NDR, Ernährungsdocs


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