Schokolade - Die süße Versuchung
Tafelschokolade und Riegel, Pralinen und Kekse: Etwa
elf Kilogramm schokoladen- und kakaohaltige Produkte verbrauchen die
Deutschen pro Kopf und Jahr. Doch wie wird aus der einfachen Kakaobohne
feinste Schokolade? Wodurch unterscheidet sich dunkle von weißer? Und
warum eignet sich Kuvertüre besser zum Überziehen von Backwaren als
Vollmilchschokolade? Wissenswertes und Interessantes über eine der
köstlichsten Leckereien der Welt.
Von der Ernte zur getrockneten Kakaobohne
In Amerika war der Kakao bereits vor 3.500 Jahren bekannt. Feste Schokolade gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert.
Kakao wächst in den tropischen Regionen Afrikas, Südostasiens
und Mittel- und Südamerikas. Gleich nach dem Ernten werden die
Kakaofrüchte geöffnet, die Bohnen von Hand entnommen und fermentiert -
ein Gärprozess, bei dem sie sich braun färben und erste Vorstufen der
späteren Aromastoffe entwickeln. Danach trocknen die Bohnen ein bis zwei
Wochen in der Sonne. Dabei entwickeln sie ihr Aroma.
Aufwendige Verarbeitung zu Schokolade und Kakaopulver
Geröstete Kakaobohnen haben einen intensiven, deutlich bitteren Geschmack.
Die weitere Verarbeitung erfolgt meist nicht im Anbauland,
sondern in Europa oder Nordamerika. Die Kakaobohnen werden gereinigt,
geröstet, geschält, in kleine Stücke gebrochen und gemahlen. Dabei
entsteht eine zähe Masse mit hohem Fettanteil. Um Schokolade
herzustellen, vermengen und verkneten die Hersteller die Kakaomasse mit
zusätzlicher Kakaobutter sowie mit Zucker und - je nach Sorte - mit
Milch. Danach walzen sie die Schokoladenmasse sehr dünn aus.
Anschließend wird die Masse erwärmt und mehrere Stunden gerührt. Dieses
sogenannte Conchieren verleiht der Schokolade ihren feinen Geschmack und
lässt die Bitterstoffe entweichen. Aus der fertigen Masse lassen sich
Tafelschokolade, Pralinen oder Schokoriegel herstellen.
Zur Produktion von Kakaopulver ist ein anderer Prozess erforderlich:
Dafür wird die zähe Kakaomasse unter hohem Druck gepresst und dadurch in
die flüssige Kakaobutter und den festen Kakaopresskuchen getrennt. Aus
dem Presskuchen entsteht das Kakaopulver.
Die wichtigsten Schokoladensorten
Schokolade ist nicht gleich Schokolade - je nach Kakaoanteil schmeckt
sie von kräftig-herb bis sehr süß. Die verschiedenen Sorten im
Überblick:
- Bitterschokolade hat
einen besonders hohen Kakaoanteil von 70 Prozent und mehr, bei
Zartbitterschokolade sind es etwa 55 Prozent. Sie enthält nur wenig oder
gar keine Milch und besitzt eine feste Konsistenz. Je höher der
Kakaoanteil, desto kräftiger und herber schmeckt die Bitterschokolade.
- Vollmilch- oder Milchschokolade
enthält neben der Kakaomasse Milch oder Milchpulver. Sie enthält
relativ viel Zucker und ist süßer und kalorienreicher als
Bitterschokolade. Ihre Konsistenz ist weicher und cremiger. Man sollte
sie möglichst nicht bei Temperaturen über 20 Grad lagern, sonst beginnt
sie zu schmelzen, verliert an Aroma und bekommt weißliche Flecken.
Milchschokolade ist in Deutschland die beliebteste Schokoladensorte.
- Weiße Schokolade ist
genau genommen keine Schokolade, da sie keinen Kakao enthält, sondern
lediglich Kakaobutter, deren hellgelbe Farbe charakteristisch für weiße
Schokolade ist. Weitere Zutaten sind Zucker, Milch und Aromastoffe wie
Vanille. Ihr sehr süßer Geschmack ist besonders bei Kindern beliebt.
- Kuvertüre
unterscheidet sich von Tafelschokolade durch den höheren Anteil an
Kakaobutter. Dadurch fließt sie gut und hat einen schönen Glanz - ideal
zum Verzieren von Gebäck oder Pralinen. Das geht wie folgt: Die
Kuvertüre am besten im Wasserbad schmelzen, dabei das Wasser nicht
kochen, da Dampf die Kuvertüre verklumpen lässt. Dunkle Kuvertüre nicht
über 45 Grad, weiße nicht über 40 Grad erhitzen, sonst verliert sie
ihren Glanz.
Schokolade - in Maßen gesund
Dunkle Schokolade enthält deutlich weniger Kalorien und mehr gesunde Stoffe als helle.
Schokolade gilt nicht gerade als gesundes Lebensmittel, vor
allem weil sie meist viel Zucker enthält und damit sehr kalorienreich
ist. Doch sie hat auch ihre gesunden Seiten: So stecken in den Bohnen
Magnesium und Eisen sowie sekundäre Pflanzenstoffe, die als
Antioxidantien wirken. Sie können unsere Zellen vor Krebserkrankungen
schützen. Untersuchungen zufolge wirkt sich Kakao zudem positiv auf den
Insulinspiegel, das Blutbild und den Knochenbau aus und senkt den
Blutdruck. Milch blockiert jedoch die gesunden Antioxidantien und macht
so die positive Wirkung des Kakaos zunichte. Dunkle Schokolade ist daher
gesünder als Vollmilch- oder weiße Schokolade, die überhaupt keinen
Kakao enthält. Zugleich ist sie kalorienärmer und enthält mehr
Mineralstoffe.
Beim Kauf auf Siegel achten
Fair gehandelter Kakao soll Bauern in den Herkunftsländern eine menschenwürdige Existenz sichern.
Etwa 70 Prozent des weltweit geernteten Kakaos kommt heute aus
Westafrika - und wird dort vielfach unter ökologisch und sozial
bedenklichen Bedingungen produziert, teilweise gar durch Kinderarbeit.
Es empfiehlt sich deshalb, beim Schokoladen- oder Kakaokauf genau hinzuschauen und auf zertifizierte Ware mit Gütesiegeln wie beispielsweise Fairtrade, Naturland fair, Hand in Hand, UTZ Certified oder Rainforest-Alliance zurückzugreifen. Bei einem Test der Stiftung Warentest
im Mai 2016 schnitten vor allem Naturland Fair, Fairtrade und Hand in
Hand gut ab, aber auch die übrigen Organisationen können belegen, dass
sie sich für eine sichere Existenz der Kakao-Bauern einsetzen.
Geschichte des Kakaos: Von der Himmelsgabe zur Massenware
Bereits vor rund 3.500 Jahren stellten die Völker Mittelamerikas aus
gerösteten und zermahlenen Kakaobohnen das Getränk "Xocoatl" her. Für
sie war Kakao ein Geschenk des gefiederten Himmels-, Erd-, und
Windgottes "Quetzalcoatl".
Mit der Eroberung Amerikas kam die
Kakaobohne nach Europa. Die Spanier mischten das leicht bittere
Kakaobohnenpulver mit Milch und Zucker, Kakao wurde zum beliebten
Heißgetränk wohlhabender Europäer. Ab dem 19. Jahrhundert wurde das
Luxusgut durch moderne Maschinenproduktion auch für die einfache
Bevölkerung erschwinglich. Die erste feste Schokolade kam 1848 auf den
Markt. Heute ist Tafelschokolade ein Massenartikel.
Die gesunden Seiten der Schokolade
Pro Tag sollten nicht mehr als 20 Gramm Schokolade genascht werden.
Ein Stück Schokolade, das auf der Zunge zergeht, ist
unwiderstehlich. Und das gilt an kalten Tagen umso mehr. Auch wenn die
meisten Weihnachtsmänner noch aus Milchschokolade hergestellt werden,
geht der Trend zu bitterer Schokolade. Sie verwöhnt den Gaumen nicht nur
mit deutlich mehr Geschmacksnuancen als ihre süße Schwester, sondern
ist durch den höheren Kakaoanteil auch viel gesünder.
Positiver Einfluss auf Herz und Kreislauf
Denn in qualitativ hochwertigen Kakaobohnen stecken etliche
gesundheitsfördernde Substanzen wie Theobromin und Flavanole. Theobromin
ist verantwortlich für den wachhaltenden Effekt der Schokolade: Es
wirkt zwar nicht so stark wie Koffein, dafür aber erheblich länger.
Flavanole fördern im Körper die Freisetzung von Stickoxid und das
entspannt die Blutgefäße. Das Blut fließt ungehindert, der Blutdruck
sinkt. So kann Schokolade vor Herz- Kreislauferkrankungen schützen.
Allerdings ist der Einfluss der Schokolade auf den Blutdruck
begrenzt: Mehr als eine Senkung um zwei bis fünf Millimeter
Quecksilbersäule (mmHg) ist damit nicht zu erreichen. Eine echte
Alternative zu Medikamenten und körperlicher Bewegung ist sie also
nicht.
Warum macht Schokolade glücklich?
Für den Ruf der Schokolade, glücklich zu machen, wird oft das
Glückshormon Serotonin verantwortlich gemacht, das auch gegen
Depressionen verschrieben wird. Zwar steckt in der Schokolade selbst
kein Serotonin, es entsteht aber im Körper durch den Schokoladenstoff
Tryptophan. Allerdings müsste man für einen eindeutigen Effekt schon
tonnenweise Schokolade essen - viel wahrscheinlicher ist daher ein
Glücksgefühl durch eine Aktivierung des Belohnungssystems im Gehirn.
Durch Naschen von Süßem werden Endorphine ausgeschüttet und die wirken
euphorisierend.
Besonders süß ist weiße Schokolade mit gut 60 Gramm Zucker pro 100
Gramm. Eine Tafel Vollmilch hat nur unbedeutend weniger: 57 Gramm. Die
gleiche Menge Bitterschokolade enthält deutlich mehr Kakao und weniger
Zucker, je nach Sorte nur circa 20 Gramm. In größeren Mengen dauerhaft
genossen, treten die gesunden Eigenschaften der Schokolade klar in den
Hintergrund. Denn egal ob weiß, Vollmilch oder dunkel: Schokolade bringt
viele zusätzliche Kalorien und die Kombination von Zucker und Fett
erhöht zudem das Risiko, eine Fettleber zu entwickeln. Deshalb sollten
pro Tag nicht mehr als 20 Gramm Schokolade genascht werden.
Naschen zum Mittagessen günstiger
Am besten auf einmal und vor dem Mittagessen, statt kleinere
Portionen über den Tag zu verteilen. So wird die Insulinproduktion in
der Bauchspeicheldrüse nur ein Mal aktiviert und Hungerattacken bleiben
aus.
Quelle: NDR.de
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